Foto: Inge Morath_USA 1956_Gloria VANDERBILT
Inge Morath
Portraits
Ihre Welt war Berlin, Bukarest, Paris, London, New York. Sie bereiste Irland, Italien, Spanien, die USA, Iran, Mexiko, China oder die Sowjetunion. Geboren aber wurde die weltenbürgerliche, vielsprachige Magnum-Fotografin 1923 als Ingeborg Hermine Mörath in Graz. Ihre am Jakominiplatz wohnende Großmutter, spirituell und künstlerisch empfänglich, hatte sie sehr geprägt für ihre Karriere zu einer der wichtigsten Fotografinnen der renommierten Agentur Magnum.
Die Fotohof-Ausstellung im GrazMuseum „Inge Morath Portraits“ enthielt eine exklusive Auswahl von Schwarz-Weiß-Fotografien vieler berühmter europäischer und amerikanischer Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft und gab stille fotografische Einblicke in Moraths Atelier nahe New York von Kurt Kaindl.
Inge Moraths Porträts sind Bilder, die Geschichte(n) schrieben, Bilder, die von persönlicher Beziehung zu den Porträtierten zeugen und von der Kunst, niemandem einen Stempel aufzudrücken, sondern die Menschen so zu belassen, wie sie vor der Kamera erscheinen möchten. Bilder aus fünfzig Jahren eines Fotografinnenlebens.
Marilyn Monroe fotografierte sie in den Drehpausen zu „The Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“, Jean Cocteau posierte für sie vor dem Kamin, Buchhalterinnen der Agentur Magnum lassen sich wie beiläufig bei der Arbeit aufnehmen. Inge Morath geht es dabei nie um das Einfangen flüchtiger Momente und unbeabsichtigter Situationen. Sie tritt in Beziehung zu den Porträtierten, lässt sie bewusst vor die Kamera treten, ermuntert sie, trotz aller Inszenierung, zu sein, wie sie sind.
„Im Schaffen Inge Moraths kommt dem Porträt ein besonderer Stellenwert zu. Ihre Porträts von Künstlern, Freunden und Prominenten spiegeln ebenso variantenreich wie konzentriert Moraths großes Einfühlungsvermögen in Psyche und individuelle Lebensumstände“, fasst Peter Baum ihren fotokünstlerischen Ansatz in der Porträtfotografie zusammen.
Inge Morath zog kurz nach ihrer Heirat mit Arthur Miller im Jahre 1962 aufs Land, etwa zwei Autostunden von New York entfernt. Ihr Anwesen war eine ehemalige Farm außerhalb des kleinen Dorfes Roxbury in Connecticut, die für die Bedürfnisse des Künstlerpaares umgebaut worden war, aber immer noch die ursprüngliche Bestimmung eines landwirtschaftlichen Betriebs durchscheinen ließ. Neben dem großen Wohnhaus gab es eine ehemalige Scheune, die jetzt vielen Zwecken diente: Gästewohnung, Malstudio, Lagerräume und Dunkelkammer. In einem direkt daneben stehenden, aus Holz gebauten ehemaligen Silo wurden große Fenster eingesetzt und auf zwei Etagen Arbeitsräume für Inge Morath eingerichtet. Auch Teile des Wohnhauses waren im Laufe der Zeit zu Arbeitsräumen geworden.
Von 1990 bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 besuchten Kurt Kaindl und Brigitte Blüml-Kaindl von der Galerie Fotohof in Salzburg Inge Morath zumindest einmal im Jahr in ihrem Heim in Roxbury, um mit ihr an zahlreichen Büchern und Ausstellungen zu arbeiten. Bei dieser Arbeit entstand die Idee, die Atmosphäre dieses Arbeitsprozesses fotografisch festzuhalten. Aus diesen Aufnahmen wurde über die Jahre eine Dokumentation der privaten Umgebung von Inge Morath.
Kurator: Kurt Kaindl | Fotohof Salzburg
Eröffnung: 3.7.2017, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 5.7. – 28.8.2017
Die Ausstellung „Inge Morath Portraits“ reaktivierte darüber hinaus nach einer mehrjährigen Pause die Reihe Weltenbürger/-innen um eine 7. Ausgabe. Hierin werden bedeutende Persönlichkeiten mit starkem Grazbezug gezeigt, die gleichzeitig intensive Beziehungen zu anderen Welten hatten und haben. Die Ausstellungsreihe vermittelt Stadtgeschichte aus einer anderen Perspektive, wobei hintereinander jeweils eine Frau und ein Mann vorgestellt werden, sodass der meist weniger beachteten Geschichte von Frauen eine gleichberechtigte Plattform geboten wird. Bisher wurden insgesamt sechs Weltenbürger/-innen aus den Bereichen Politik, Kunst, Kultur, Sport und Geschichte vorgestellt.