Foto: Opernhaus Graz um 1900 © Stadtarchiv Graz
Zur Ehre deutscher Meister
Richard Wagner und Graz
Richard Wagner, einer der bedeutendsten, widersprüchlichsten und ästhetisch wie politisch folgenreichsten Künstler des 19. Jahrhunderts, war nie persönlich in Graz. Dennoch galt und gilt Graz, das sich spätestens ab den 1880er Jahren als „deutscheste Stadt der Monarchie“ verstand, als weithin ausstrahlende Wagner-Metropole. Nicht nur wurde hier 1854 mit „Tannhäuser“ erstmals ein Bühnenwerk Richard Wagners in der österreichischen Monarchie aufgeführt, sondern es wurde 1873 auch einer der frühesten Wagner-Vereine gegründet. Mit seinen Nachfolge-Vereinen war dieser Träger einer Begeisterung für Wagners „Zukunftsmusik“, nach einer liberalen Phase aber auch Träger eines aus affirmativen Kulturlügen, aus Tradition und Vorurteil geprägten Zeitgestus der Jahrzehnte vor dem Großen Krieg.
Diese Sammlungsauslegung wirft kritische Blicke auf anhaltende Auswirkungen der Richard-Wagner-Pflege auf die Stadt Graz: von den frühen Wagner-Aufführungen und Wagner-Vereinen über die Eröffnung des neuen Stadttheaters als deutschnationaler Weihestätte der Wagner-Pflege und den vor allem in der Grazer „Villa Wahnfried“ von Friedrich Hofmann gepflegten Wagnerismus der Jahrhundertwende bis zu dem im Richard-Wagner-Jahrbuch 1994 affirmativ publizierten Aufsatz Joseph Goebbels’, der Anlass zur Sezession des Wagnerforums von der Richard-Wagner-Gesellschaft gab. Seither entfaltet das Wagnerforum als Promotor zeitgenössischen Musiktheaters ein antipodisches Wirken und definiert damit das Verhältnis von Graz zu Richard Wagner neu. (oh)
Die Sammlungsauslegung in der Gotischen Halle wird im Rahmen des Internationalen Richard-Wagner-Kongresses 2014 gezeigt.
Kurator: Otto Hochreiter
Wissenschaftliche Leitung: Reinhard Farkas
Texte: Otto Hochreiter (oh) und Reinhard Farkas (rf)
Projektleitung: Annette Rainer
Ausstellungsassistenz: Anna Reicht, Robert Tendl
Technische Leitung und Aufbau: Christian Smretschnig und Team
Sammlungsbetreuung: Franz Leitgeb, Katharina Mracek-Gabalier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Prisca Sailer, Sigrid Achleitner
Vermittlung: Johanna Grützbauch und Team